Conner Wenig & Marcel Holst

Alle vier Jahre, traditionell am Himmelfahrtswochenende, treffen sich die Boßler zu einer Europameisterschaft, um ihre Besten zu ermitteln.

Seit 1969 wird diese durchgeführt, und wie letztmalig im Jahr 2000 durfte der Verband der schleswig-holsteinischen Boßler dieses Jahr mal wieder die Gastgeberrolle der 16. Boßel Europameisterschaft übernehmen.

Insgesamt haben rund 400 Frauen, Männer, weibliche und männliche Junioren aus Irland, Italien, Niedersachsen, den Niederlanden und Schleswig-Holstein sich durch die Vorausscheidungen in ihren Ländern für die Wettkämpfe qualifiziert. Ungefähr 280 Schiedsrichter sowie unzählige Helfer aus allen ansässigen Vereinen waren für den reibungslosen Ablauf der Meisterschaft, sowie dem Auf- und Abbau der Wettkampfanlagen alle Tage beschäftigt. Die Planungen für ein derartiges Event dauerten viele Monate bzw. Jahre.

Die Eröffnungsfeier fand in Meldorf statt. Verkleidet und ausgestattet mit Fahnen ihrer Landesfarben zogen die Athleten der Verbände durch die Innenstadt, hin zum Rathausplatz. Dort wurde die EM durch den Vorsitzenden der International Bowl Playing Association (IBA), Herrn Maurizio Della Costanza aus Italien für eröffnet erklärt.

Am ersten Wettkampftag hatten die Feldboßler ihren Auftritt. Bei sehr friesischem Wetter, starkem Westwind und regelmäßigen Regenschauern wurde in Tetenbüll am Kaltenhörner Außendeich geworfen. Auf einer ca. 1400 Meter langen, hergerichteten Bahn musste mit der 300 gr. schweren holländischen Kugel mit jeweils 10 Würfen die größtmögliche Wegstrecke zurückgelegt werden.

Einlauf der EM-Boßler in Meldorf
Einlauf der EM-Boßler in Meldorf

Bei dieser Variante des Boßelns zählen wir Schles ^ ten, welches sich am Ende auch auf dem Siegertreppchen widerspiegelte. Lediglich eine Bronzemedaille, in der Mannschaftswertung der Frauen, konnten wir erreichen.

Im Meldorfer Stadion fanden am nächsten Tag die Vergleiche im Standboßeln statt, der Paradedisziplin der Schleswig-Holsteiner. Mit der Hoffnung im Gepäck, zum ersten Mal in der Geschichte den Einzeleuropameister zu stellen und zusätzlich nach 1996 mal wieder Mannschaftsgold der Männer zu gewinnen, zog es viele Schlachtenbummler aus Eiderstedt in die Dithmarscher Domstadt. Das Duell gegen die Boßler aus Ostfriesland/Oldenburg ist für uns bei jeder EM der Höhepunkt der Spiele. Die ungemütliche Witterung ließ an diesem Tag leider keine außergewöhnlichen Spitzenweiten zu, das trübte die Stimmung der Anhänger aber kein bisschen.

Man konnte beobachten, dass jeder Verband bei dieser Disziplin seine eigene Wurfart hat. Während die Iren und auch die Holländer versuchten, die 475 gr. schwere Kugel mit dem langen Arm ohne Körperdrehung mal über, mal unter der Schulter, möglichst weit zu werfen, haben die Niedersachsen ein Pult als Absprunghilfe. Unsere Boßler mit der hier bekannten Dreh-Wurfvariante, und die Italiener probierten alle Techniken einmal aus.

Den Anfang machte die weibliche Jugend. Dort erreichten wir Mannschaftssilber und Henrike Thiessen vom Boßelverein Reinsbüttel den dritten Platz im Einzel. Bei den Frauen holte das Team die Silbermedaille.

Feldboßeln Kaltenhörn Überblick
Feldboßeln Kaltenhörn

Die männlichen Boßler jedoch sollten mit ihren Leistungen einen absoluten goldenen Tag erwischen. Janne Martens vom BV Wesselburen wurde Europameister der Junioren mit 235,80 Metern bei drei Würfen. Bei den Männern holte Mike Plähn vom BV Kating mit 252,65 Metern die lang ersehnte Goldmedaille für unsere Region. Zusätzlich gab es für die Schleswig-Holsteiner Männer und Junioren jeweils Gold in der Mannschaftswertung.

Am Abschlusstag fand in Süderhastedt (Dithmarschen) das Strassenboßeln statt. Die Königsdisziplin der Iren hat auf der grünen Insel eine lange Tradition. Mit der 800 gr. schweren irischen Eisenkugel werden weiten von über 200 m erzielt. Dabei gilt es durch das Rollen der Kugel eine möglichst weite Wegstrecke zurückzulegen, sobald die Boßel den Straßenbelag verlässt, ist der Wurf beendet.

Während der irische Verband nahezu alle Goldmedaillen erreichte, spielten wir aus sportlicher Sicht keine größere Rolle. Bei den Siegerehrungen gab es, wie bei sportlichen Veranstaltungen üblich mit dem Hissen der Flagge der jeweils siegreichen Nation, unter den Klängen der Nationalhymne, doch reichlich Emotionen.

Kader Standwettkampf Männer Schleswig-Holstein
Kader Standwettkampf Männer Schleswig-Holstein

Auch unser Boßelverein Koldenbüttel hatte seinen Anteil an dieser gelungenen Europameisterschaft. Mit Conner Wenig, Marcel Holst und Jan Johannsen hatten sich drei unserer Werfer für die Spiele qualifiziert. Jan musste leider aus verletzungsbedingten Gründen kurz vor der EM absagen. Conner und Marcel, als Reservewerfer der Mannschaft des schleswig-holsteinischen Kaders, dürfen sich jetzt Boßeleuropameister nennen.

Europas Boßler freuen sich heute schon auf die nächste EM, wenn sie im Jahr 2024 zu Gast in Westerstede, im niedersächsischen Ammerland, sein dürfen.

Mehr Infos über unseren Heimatsport auf: https://www.bv-koldenbuettel.de

Theaterstück „Dat neele Lästermuul“